19 Tage ohne…oder: Fasten – Zeit der Besinnung
DEUTSCHLANDWEIT-Einmal im Jahr fasten die Bahá’í weltweit an 19 Tagen, vom 2. – 20. März. Den Abschluss der Fastenzeit bildet am 21. März das Neujahrsfest, das sogenannte Naw-Rúz-Fest, mit dem zugleich das neue Jahr im Bahá’í-Kalender beginnt.
Nebem dem Beten gehört das Fasten zu den wichtigsten religiösen Praktiken in der Bahá’í-Religion. Die Bahá’í-Schriften betonen, dass körperliches Fasten ein Symbol ist und die Fastenzeit nach Shoghi Effendi „im Wesentlichen eine Zeit der Meditation und des Gebetes, der geistigen Erneuerung ist, während der der Gläubigen sich bemühen soll, sein inneres Leben wieder zu ordnen und die in seiner Seele ruhenden geistigen Kräfte zu erfrischen und zu stärken. Der Sinn und Zweck des Fastens ist geistiger Natur.“
Die Bahá'í-Fastenzeit ist daher nicht mit dem Heilfasten zu verwechseln, obwohl die Bahá’í-Schriften auch die gesundheitlichen Vorteile dieses Fastens anerkennen.
Beim Bahá’í-Fasten wird zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang weder gegessen noch getrunken. Während der Abend- und Morgenstunden sollte jedoch auf ausreichende und ausgewogene Ernährung geachtet werden.
Während der Verzicht auf Speisen und Getränke ein Test für unsere Willensstärke und Selbstdisziplin sein kann, geht es beim Fasten nicht nur darum, auf Essen und Trinken zu verzichten. Das Fasten ist in erster Linie eine geistige Übung, denn für 19 Tage nimmt man an einer reichen spirituellen Erfahrung teil. Das Fasten ist eine Zeit der Freude und Belebung unseres Lebens. Es ist eine Gelegenheit, einmal im Jahr einen Schritt zurückzutreten und uns wieder mit dem zu verbinden, was uns wirklich wichtig ist. Es ist eine Zeit der Distanz von den üblichen täglichen Abläufen und hektischen Zeitplänen, die uns so oft konsumieren und beherrschen.
Diese 19 Tage sind eine Zeit des Gebets und der Annäherung zu Gott. Während wir uns 19 Tage lang darin üben, auf Essen und Trinken und die damit verbundenen Gewohnheiten zu verzichten, werden wir daran erinnert, dass wir tatsächlich geistige Wesen sind. Wir werden uns bewusst, was für uns wirklich wichtig ist. Wir werden uns dessen bewusst, was für uns wirklich wichtig ist. Dazu sagt ´Abdu’l-Bahá: „(…) denn das leibliche Fasten ist ein Symbol für das geistige Fasten. Dieses Fasten führt dazu, die Seele von allen selbstischen Wünschen zu reinigen, geistige Eigenschaften zu erwerben, sich zu den Brisen des Allbarmherzigen hingezogen zu fühlen und vom Feuer göttlicher Liebe entzündet zu werden.“
Nach den Bahá’í-Lehren sind durch Krankheit Geschwächte vom Fasten befreit. Das gilt auch für Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren, Ältere über 70, Schwangere, stillende Mütter, Frauen während der Monatsregel, schwer körperlich arbeitende Menschen und diejenigen, die sich auf einer längeren Reise befinden.
Auch wenn es beim Fasten um ein vorwiegend geistiges Ziel geht, lassen sich aus medizinischer Sicht die Steigerung der Zufriedenheit, inneren Ruhe und eines besseren Stoffwechsels als Vorteile anführen, wie nun auch eine interdisziplinäre Studie der Charité belegt. In ihr wurden erstmals die gesundheitlichen Auswirkungen des Bahá’í-Fastens untersucht:
„Wir haben in allen Bereichen sehr spannende Ergebnisse gesehen: Dass sich die Stimmung deutlich verbesserte. Dass würde man jetzt gar nicht unbedingt vermuten: Nicht essen und dann noch einen so ungewöhnlichen Rhythmus“, sagt Andreas Michalsen, Chefarzt des Immanuel Kant Krankhauses Berlin und Professor für Naturheilkunde an der Charité. „Der positive Effekt, von jeder Form von Intervallfasten scheint zu sein, dass man mehr Rhythmus und mehr Ruhe in den Körper reinbringt. Zwischendurch einen Keks oder einen Coffee-to-go, das ist wie ein Mini-Jetlag, den wir die ganze Zeit für den Körper machen. Diese Dauerverfügbarkeit von Essen, damit kommt unser Körper letztlich gar nicht gut zurecht, so Michalsen im Deutschlandfunk.