Bahá’í-Gemeinde im Jemen Zielscheibe jüngster Hetzrede von Huthi-Führer - Aufruf der Öffentlichkeit zu „ideologischem Kampf“ gegen Bahá’í.

Berlin, 20. April 2018 – Eine im jemenitischen Fernsehen übertragene Rede des Huthi-Führers Abdu’l-Malik al-Huthi verunglimpft den Bahá’í-Glauben und stellt die gesamte dortige Bahá’í-Gemeinde an den Pranger. Damit erreicht die seit einigen Jahren beklagte Verfolgung der Bahá’í im Jemen eine neue, dramatische Stufe.

Al-Ḥuthi hielt die Ansprache am 23. März 2018 aus Anlass seiner Freitagsrede zur Erinnerung an die Islamisierung des Jemen und rief dabei die Bürger Jemens auf, sich gegen ausländische Mächte und Ideologien zu erheben. Ähnliche Töne schlug am 30. März 2018 der Mufti von Jemen, Shams al-Din Muhammad Sharaf al-Din, an, der in seiner Freitagsrede die Jemeniten vor dem Einfluss der Bahá’í warnte. Der im letzten Jahr ernannte Mufti erfuhr seine Ausbildung im Iran. Die Rhetorik al-Huthis spiegelt die Aussagen des Obersten Führers der Islamischen Republik wider, mit denen dieser die Bahá’í bis zum heutigen Tag an den Pranger stellt.

Al-Huthi warnte vor der „satanischen Bahá’í-Bewegung“, die einen „ideologischen Kampf“ gegen den Islam angetreten habe. Er bezeichnete die Bahá’í als Ungläubige und Leugner des Islams sowie des Propheten und verbreitete falsche Anschuldigungen über die Bahá’í-Religion und deren Beziehungen zu westlichen Ländern und Israel. Er forderte die Jemeniten auf, ihr Land gegen die Bahá’í und Angehörige anderer religiöser Minderheiten zu verteidigen, denn „jene, die den Glauben der Menschen zerstören, sind kein geringeres Übel und nicht weniger gefährlich, als jene, die sie mit ihren Bomben umbringen“.

In den Tagen nach der Rede al-Huthis, die auch über die Grenzen Jemens hinaus übertragen wurde, stimmten über 20 Nachrichtenmedien in den Ton seiner Anklagen ein. Ein prominenter Huthi-Kommentator schrieb in den sozialen Medien „wir werden jeden  Bahá’í abschlachten“. Das Informationsministerium hielt den ersten einer Serie von Workshops ab, die Jemeniten trainieren sollen, wie sie in den sozialen und auch traditionellen Medien auf den  „ideologischen Kampf“ der Bahá’í antworten sollen. Weitere Seminare und Konferenzen folgten, unterstützt von den staatlichen Universitäten. Vor wenigen Tagen wurden in dem TV-Program „Frankly“ Menschenrechtsorganisationen und die Bahá’í-Religion angegriffen, wobei auch einzelne Bahá’í namentlich und mit Fotos vorgeführt wurden.

Nach dem bereits am 2. Januar 2018 gegen den Bahá‘í Hamed bin Haydara aus rein religiösen Gründen verhängten Todesurteil, zweier Verhaftungswellen in den Jahren 2016 und 2017 und derzeit noch insgesamt sieben Inhaftierten erreicht das Schicksal tausender Bahá’í im Jemen damit eine dramatische Stufe.

„Die Rede al-Huthis und die unmittelbaren Reaktionen darauf geben größten Anlass zur Sorge“, erklärt Ingo Hofmann, der Sprecher der Bahá’í-Gemeinde in Deutschland. „Wegen seines Einflusses auf eine große Anzahl bewaffneter Anhänger und des starken Echos in der religiösen Führung ist darin ein Aufruf zu genozidalen Gewalttaten gegenüber einer religiösen Minderheit zu sehen.“

„Wir appellieren daher an die Bundesregierung, diese jüngsten Schritte der Huthi-Führung zu verurteilen, der Verbreitung vergiftender falscher Anschuldigungen und Anstiftung zu Hass ein Ende zu setzen, sowie die sofortige Freilassung sämtlicher inhaftierter Bahá’í im Jemen zu fordern.“

Weitere Quellen und Hintergrundinformationen:

  1. Amnesty International (3 Januar 2018): Yemen: Huthis must quash death sentence of Baha’i prisoner of conscience: https://www.amnesty.org/en/latest/news/2018/01/yemen-huthis-must-quash-death-sentence-of-bahai-prisoner-of-conscience
  2. Human Rights Watch (27 February 2018) Yemen: Houthis Sentence Baha’i Man to Death https://www.hrw.org/news/2018/02/27/yemen-houthis-sentence-bahai-man-death
  3. “Presidential Statement Tracker” durch Amnesty International in Zusammenarbeit mit Human Rights Watch und anderen Menschenrechtsorganisationen zum Monitoring der Umsetzung des “UN Security Council Presidential Statements” vom 15. März 2018 bezüglich Jemen, mit Bezug auf den Fall der Bahá’í (siehe auch #YemenTracker, oder Tweet vom 17. April 2018 durch Akshaya Kumar von Human Rights Watch, https://twitter.com/AkshayaSays/status/986243583626924032)