Behrooz Tavakkoli als drittes Mitglied der Yaran nach einem Jahrzehnt unschuldiger Haft entlassen
Behrooz Tavakkoli wurde am vergangen Montag nach Beendigung seiner 10-jährigen ungerechten Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen.
Tavakkoli, 66, war Mitglied einer informellen Koordinierungsgruppe, die sich um die notwendigsten Belange der über 350.000 Mitglieder zählenden iranischen Baha‘i-Gemeinde kümmerte. Die Baha’i repräsentieren die größte religiöse Minderheit des Landes, der es jedoch seit 1983 verboten ist, sich in demokratisch gewählten Gremien zu konstituieren. Seitdem hatte ein informelles Gremium, dessen Mitglieder die Verurteilten waren, ein Teil der Aufgaben übernommen, ehe auch dieses im Zuge der Verhaftungen aufgelöst werden musste.
Behrooz Tavakkoli und fünf weitere Mitglieder der Gruppe wurden im Mai 2008 in einer Razzia am frühen Morgen in ihren Häusern festgenommen. Ein weiteres Mitglied, Mahvash Sabet, war schon zwei Monate früher, im März 2008 festgenommen worden.
Nachdem Mahvash Sabet und Fariba Kamalabadi am 18. September bzw. 31. Oktober 2017 aus der Haft entlassen wurden, ist mit Behrooz Tavakkoli nun das dritte Mitglied der Yaran nach knapp einem Jahrzehnt unschuldiger Inhaftierung frei. Die Entlassung der vier noch in der Haft verbliebenen Mitglieder der ehemaligen „Yaran“ soll in den nächsten Monaten erfolgen. Es sind Herr Jamalodin Khanjani (84), Herr Afif Naeimi (56), Herr Saeid Rezai (60) und Herr Vahid Tizfahm (44).
Die Baha‘i-Gemeinde in Deutschland empfindet große Erleichterung über die Freilassung von Behrooz Tavakkoli. Ihr Sprecher, Prof. Ingo Hofmann, sieht darin aber „alles andere als ein Anzeichen der Minderung der Verfolgung der Baha’i im Iran. Ganz im Gegenteil – die Entlassung von Herrn Tavakkoli findet vor dem Hintergrund einer zunehmenden staatlich inszenierten Diskriminierung der Baha’i statt, die in Hasspredigten und Hetzartikeln staatlicher Medien allgegenwärtig ist“, beklagt Hofmann.
Derzeit nehmen die Festnahmen von Baha’i in Städten wie Kermanschah, Birjand und Rascht zu, so dass aktuell über 90 Baha’i ausschließlich aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen in iranischen Gefängnissen sitzen.