Das Riḍván-Fest – Zwölf paradiesische Tage

DEUTSCHLANDWEIT – Das höchste und schönste Fest im Jahr steht der Bahá’í-Gemeinde unmittelbar bevor: Die zwölf Riḍván-Tage vom 21. April bis zum 2. Mai dieses Jahres. Riḍván kommt ursprünglich aus dem Arabischen und bedeutet übersetzt so viel wie Paradies oder Gottes Wohlgefallen. Aber warum heißen diese zwölf Tage so?

Es war im Frühjahr des Jahres 1863, als Bahá’u’lláh, der Stifter der Bahá’í-Religion, sich im Garten Najíbíyyih an den Ufern des Flusses Tigris in Bagdad erstmals als Offenbarer einer neuen Weltreligion öffentlich verkündete.

Historischer Blick auf die Stadt Bagdad aus dem Jahre 1930
Historischer Blick auf die Stadt Bagdad aus dem Jahre 1930

Bagdad im damaligen Osmanischen Reich war bereits seit zehn Jahren eine von vielen Stationen auf Seinem Verbannungsweg. Gerade war ein weiterer Verbannungsbefehl gegen Ihn und Seine Familienangehörigen und Wegbegleiter ergangen. Sie alle sollten binnen kurzer Frist die Stadt verlassen.

Bevor sie aber im Mai 1863 die Stadt verlassen, verbringen Er und Seine Begleiter zwölf Tage in dem besagten Garten, der später erst den Ehrentitel Riḍván erhält, um Abschied von den Menschen in Bagdad zu nehmen. Bahá’ú’lláh teilt einigen wenigen Freunden erstmals mit, dass Er der Verheißene ist, den sowohl der Báb, als auch die Offenbarer der früheren Religionen vorhergesagt haben. In den darauffolgenden Jahren überbringen diese wenigen Eingeweihten nach und nach diese Botschaft an enge Vertraute und Freunde. Die Nachricht von der Erfüllung der Verheißungen des Báb verbreiten sich auf diese Weise in kleinen Schritten, jedoch unaufhaltsam. Dies ist der Anfangspunkt einer neuen Offenbarung: Der Bahá’í-Religion.

Schrein Bahá’ú’lláhs vor dem Landhaus von Bahjí
Schrein Bahá’ú’lláhs vor dem Landhaus von Bahjí

Mit der feierlichen Würdigung dieser historischen Tage im Garten Riḍván wird Jahr für Jahr in den Gemeinden weltweit dieses besonderen Momentes der Bahá’í-Geschichte gedacht. Dabei gibt es zwar keine Vorgaben oder Rituale, wie die Feiern begangen werden sollen, dafür aber zahlreiche Hinweise in den Schriften Bahá’ú’lláhs, welchen besonderen Geist sie atmen:

„Höret auf Mich, ihr sterblichen Vögel. Im Rosengarten unvergänglicher Pracht begann eine Blume zu blühen … So erhebet euch und trachtet mit aller Begeisterung eures Herzens, mit allem Verlangen eurer Seele, mit der ganzen Inbrunst eures Willens und mit dem gesamten Bemühen eures ganzen Seins danach, zum Paradiese Seiner Gegenwart zu gelangen, und strebet danach, den Duft der nie verwelkenden Blume zu spüren, die süßen Düfte der Heiligkeit zu atmen und euren Teil an diesem Dufthauch himmlischer Herrlichkeit zu erlangen.“

Landhausgarten von Bahjí mit Blick auf den Schrein Bahá’ú’lláhs
Landhausgarten von Bahjí mit Blick auf den Schrein Bahá’ú’lláhs

In der gesamten Riḍván-Zeit kommen dem ersten, dem neunten und dem zwölften Tag besondere Bedeutung zu. An diesen Tagen soll möglichst die Arbeit ruhen. So finden zudem am ersten Riḍván-Tag die Wahlen der örtlichen Geistigen Räte der Bahá’í-Gemeinde statt, während die Mitglieder der Nationalen Geistigen Räte, sowie, alle fünf Jahre, des Universalen Hauses der Gerechtigkeit mit Sitz am Bahá’í-Weltzentrum im israelischen Haifa innerhalb der Riḍván-Zeit gewählt werden. Auf diese Weise verbinden sich Vergangenheit mit Gegenwart, Anfangspunkt mit Fortführung, Neuanfang mit Beständigkeit.

Wer mehr über das Leben Bahá’ú’lláhs erfahren möchte, kann dies mit unserem Podcast tun.