Der Báb — das Tor zu einer neuen Offenbarung
Der Báb ist Vorläufer und Wegbereiter der Bahá'í-Religion und gilt den Bahá'í als eigenständige prophetische Gestalt. 1844 war das Jahr, in dem der Báb erstmals seine Sendung verkündete, der Beginn des Bahá'í-Zeitalters.
Am Abend des 22. Mai 1844 näherte sich ein eifriger Gelehrter und Wahrheitssuchender namens Mullá Husayn den Toren von Schiras, dem heutigen Iran. Außerhalb dieser historischen Stadt suchte er nach einem neuen Gesandten Gottes. An diesem Abend traf er zum ersten Mal den persischen Kaufmannssohn Siyyid `Alí Muhammad, der sich später „der Báb" - zu Deutsch „das Tor"- nannte.
An diesem denkwürdigen Abend fand das Gespräch statt, das Mullá Ḥusayns Leben veränderte. Während sich ihre Unterhaltung bis in die frühen Morgenstunden fortsetzte, stellte Mullá Ḥusayn erstaunt fest, dass jede Antwort, die er auf seine Fragen erhielt, ohne den Schatten eines Zweifels den Anspruch seines Gastgebers bewies: Er war der Báb, der Verheißene, der göttliche Erzieher, den Sein Gast schon seit langem suchte. Er war gekommen, um die messianischen Erwartungshaltungen des schiitischen Islam zu erfüllen und Stifter einer neuen Offenbarung zu sein.
Die Ereignisse dieser Nacht sollten zugleich der Ursprung und Anfang der weltweiten Bahá'í-Gemeinde sein, denn der Báb verkündete: „Ich bereite euch für das Kommen eines machtvollen Tages vor."
Tatsächlich erkannten innerhalb von wenigen Wochen nach dieser Erklärung des Báb siebzehn weitere Personen durch ihre eigenen Bemühungen Seine Stufe. Diese ersten achtzehn Anhänger des Báb wurden vom Báb als "Buchstaben des Lebendigen" bezeichnet. Er sandte sie anschließend in verschiedene Landesteile aus, um Seine Botschaft zu verkünden.
„Von diesem Moment an entfaltete sich alles, was seither geschehen ist. Die Schriften des Báb flossen überreich aus Seiner Feder, enthüllten tiefe Wahrheiten, wiesen den zu Seinen Zeiten herrschenden Aberglauben zurück, drängten die Menschen, die Bedeutung dieser Zeit zu erkennen, geißelten die Heuchelei ihrer Führer und riefen die Welt zu einem erhabenen Verhaltensstandard auf", schreibt das Universale Haus der Gerechtigkeit -- das weltweit gewählte Führungsgremium der Bahá'í-Gemeinde - im Oktober 2019 in seiner Botschaft anlässlich des 200. Jubiläums der Geburt des Báb.
Die Babí-Religion ist einer der wichtigsten und einflussreichsten Bewegungen in der neuen Geschichte des Iran. Binnen kurzem entstand eine regelrechte Massenbewegung. Die tatsächliche Zahl der Anhänger ist nicht bekannt. Zeitgenössische Berichte, etwa von Diplomaten und christlichen Missionaren, nennen jeweils Zahlen zwischen 100.000 und einer Million. Von größerer Bedeutung erscheint aber, dass sich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten -- Geistliche, Staatsbedienstete, Bauern, Handwerker, Kaufleute und Soldaten -- und aus nahezu allen geographischen Regionen des Iran dem neuen Glauben anschlossen.
„Immer wenn ein göttlicher Erzieher auf der Welt erscheint, eine Gestalt, Deren Lehren menschliches Denken und Handeln noch für Jahrhunderte prägen werden -- was würden wir in solch einem dramatischen, welterschütternden Moment erwarten?" schreibt das Universale Haus der Gerechtigkeit weiter in der Botschaft vom Oktober 2019.
„Das Erscheinen eines jeden solchen Erziehers ist, wie in den Heiligen Texten der großen Religionen der Welt festgehalten, ein zentrales Ereignis, das den Fortschritt der Zivilisation vorantreibt. Dank der geistigen Impulse eines jeden dieser Erzieher im Laufe der Geschichte, konnte sich der Radius menschlicher Zusammenarbeit immer mehr erweitern, von der Sippe über den Stamm bis zum Stadtstaat und zur Nation. Und jeder dieser großen Lehrer versprach, dass zu gegebener Zeit eine weitere göttliche Gestalt erscheinen werde, Deren Kommen erwartet werden sollte und Deren Einfluss die Welt erneuern würde. Kein Wunder also, dass das Kommen des Báb (..) im Land Seiner Geburt eine noch nie dagewesene Unruhe hervorrief. Der Moment Seines Erscheinens löste, wie das Erscheinen aller jener Gestalten, die Freisetzung mächtiger geistiger Kräfte aus."
Heute feiern die Bahá'í auf der ganzen Welt die Verkündigung des Báb und gedenken dieses historischen Augenblicks.
Anlässlich des Feiertages wird es am 23. Mai 2020 um 15:00 Uhr die Möglichkeit geben, virtuell an einer Andacht im Haus der Andacht teilzunehmen. Um 15:00 Uhr wird die Andacht über YouTube live hier übertragen.
Film-Hinweise über das Leben des Báb:
Dawn of the Light ist ein 48-minütiger Film, folgt der persönlichen Suche nach Wahrheit und Sinn, auf die sich acht Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt begeben haben. Sie erzählen von ihrer Entdeckung, dass Gott zwei göttliche Boten -- Báb und Bahá'u'lláh -- gesandt hat, deren Lehren das menschliche Denken und Verhalten revolutionieren. Die Geschichten der acht Freunde werden vor dem Hintergrund des bemerkenswerten Lebens des Báb, des Vorläufers Bahá'u'lláhs, dargestellt.
The Gate ist eine 58 minütige Dokumentation über das Leben und Wirken des Báb.