Der Báb - das „Tor“ zu einer neuen Religion
Im Jahr 2017 feierten die Bahá’í das 200. Jubiläum der Geburt ihres Religionsstifters Bahá’u'llah (1817- 1892). Im Oktober steht nun erneut ein wichtiger Jahrestag an: der 200. Geburtstag des „Báb“ (arab.: das Tor, 1819-1850). Der Báb ist Vorläufer und Wegbereiter der Bahá’í-Religion und gilt den Bahá’í als eigenständige prophetische Gestalt. Die Bahá’í sehen das Jahr 1844, in dem der Báb erstmals seine Sendung verkündete, als den Beginn des Bahá’í-Zeitalters an.
Am Abend des 22. Mai 1844 näherte sich ein eifriger Gelehrter und Wahrheitssuchender den Toren von Schiras, Iran. Außerhalb dieser historischen Stadt, die für ihre Rosen, Zypressen und ihre lange Tradition der Poesie bekannt ist, suchte er nach einem neuen Gesandten Gottes. An diesem Abend traf er zum ersten Mal den persischen Kaufmannssohn Siyyid `Alí Muhammad (1819-1950), der sich später „der Báb“ (arab. das Tor) nannte.
In dem nächtlichen Gespräch erhob der Báb den Anspruch, die messianischen Erwartungshaltungen des schiitischen Islam zu erfüllen und Stifter einer neuen Religion zu sein; denn die Menschheit habe ein neues Stadium der Reife erreicht und bedürfe einer neuen Offenbarung von Gott.
Die Ereignisse dieser Nacht sollten zugleich der Ursprung der weltweiten Bahá‘í-Gemeinde sein, denn der Báb verkündete: „Ich bereite euch für das Kommen eines machtvollen Tages vor.“
Der Báb verfasste eine Vielzahl von Schriften, darunter Gebete sowie Abhandlungen und Kommentare, von denen viele auf den kommenden Göttlichen Lehrer hinwiesen. Durch Seinen Bruch mit alten Traditionen bahnte der Báb den Weg für eine neue göttliche Botschaft.
Er war ein Fürsprecher der Armen, rief zum Fortschritt der Frauen auf und befürwortete allgemein Bildung und wissenschaftliches Studium und stellte die Rolle des Klerus in Frage – damals radikale Ideen in einer von einer fanatischen religiösen Orthodoxie unterdrückten Gesellschaft.
Die fortschrittlichen und für die damalige Zeit revolutionären Lehren des Báb führten zu einer Bewegung, die innerhalb weniger Jahre sehr großen Zulauf erlebte und die persische Gesellschaft ins Wanken brachte.
Religiöse und zivilgesellschaftliche Autoritäten Persiens, die diesen fortschrittlichen neuen Glauben als Bedrohung empfanden, verhafteten den Báb und misshandelten, inhaftierten und töteten Tausende Seiner Anhänger. Dies war der Beginn der religiösen Verfolgung der Bahá’í, die bis heute in Ländern wie Iran und Jemen andauern. Der Glaube breitete sich trotz aller Unterdrückungsversuche in allen Teilen der Welt aus.
Dem Báb blieb nur kurze Zeit, Seinen Glauben zu lehren. Er wurde verfolgt, eingekerkert und im Juli 1850 durch ein Erschießungskommando auf einem Platz in Täbris öffentlich hingerichtet. Die Nachricht über Seine Hinrichtung verbreitete sich rasch bis nach Europa, wo die Lehren des Báb, Sein Wirken und die grausame Verfolgung Seiner Anhänger öffentliches Ansehen erregte.
Heute gedenken die Bahá’í weltweit den Märtyrertod des Báb.