„Eine außergewöhnliche Welle der Unterstützung“: Regierungsvertreter und muslimische Führungspersönlichkeiten prangern Irans Verfolgung der Bahá’í an
Berlin, 19. Februar 2021 — Hochrangige Muslime, Regierungsvertreter und Parlamentarier auf der ganzen Welt haben sich der wachsenden Empörung über die ungerechte Beschlagnahmung von Grundstücken der Bahá'í in dem Landwirtschaftsdorf Ivel im Iran angeschlossen. Die eindeutig durch religiöse Vorurteile motivierte Gerichtsentscheidung, die es den iranischen Behörden erlaubt, die Grundstücke zu beschlagnahmen, wurde vor kurzem von einem Berufungsgericht bestätigt und hat Dutzende von Familien zu Vertriebenen und wirtschaftlich Mittellosen gemacht.
Regierungsvertreter weltweit verurteilen die iranische Gerichtsentscheidung. Der kanadische Außenminister Marc Garneau sagte, seine Regierung sei besorgt über das Urteil und forderte den Iran auf, „alle Formen der Diskriminierung aufgrund der Religion oder des Glaubens zu beseitigen." Der Aufruf wurde von Amtsträgern in Deutschland, den Niederlanden, Schweden, dem Vereinigten Königreich, Brasilien, den Vereinigten Staaten, dem Europäischen Parlament und den Vereinten Nationen aufgegriffen.
Der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel stellt fest: „Im August 2020 hat ein Gerichte ein Urteil bestätigt, das Landbesitz der Bahá'i im nordiranischen Dorf Ivel als „illegal" bezeichnet." Angesichts der „zunehmenden Verhaftungen, Vertreibungen und Enteignungen von Grundbesitz" fordert von der iranischen Regierung „ein Ende der Diskriminierung und Verfolgung der Bahá'í-Gemeinschaften in Iran" und ihre Anerkennung als Religionsgemeinschaft. Dieser Forderung schließt sich Jos Douma, der niederländische Sonderbeauftragte für Religion und Glauben, ausdrücklich an und ergänzt: „Hören Sie auf, die Grundstücke der Bahá'í im Dorf Ivel zu beschlagnahmen!"
In Schweden haben 12 Parlamentsabgeordnete und gewählte Volksvertreter den Iran ebenfalls nachdrücklich aufgefordert, das Land der Bahá'í von Ivel zurückzugeben. Südafrikas Legal Resources Centre, eine Organisation, die für ihre Menschenrechtsarbeit während der Apartheid bekannt ist, hat ebenfalls einen Brief herausgegeben, in dem sie die Beschlagnahmungen von Grundstücken verurteilt.
Als weiteres Zeichen der internationalen Unterstützung für die Bahá'í im Iran gaben zahlreiche muslimische Führungspersönlichkeiten weltweit Stellungnahmen ab. Der American Islamic Congress, der Canadian Council of Imams, der ehemalige stellvertretende Generalsekretär des Muslim Council of Britain, Shaykh Ibrahim Mogra, der All India Tanzeem Falahul Muslemin und die All India Saifi Association drückten ihre große Besorgnis über die Beschlagnahmung der Grundstücke aus.
„Wir fordern das Berufungsgericht in Mazandaran und alle Verantwortlichen auf, Maßnahmen zu ergreifen und der Baha'i-Gemeinde in Ivel zu helfen, ihren Besitz zurück zu erhalten", heißt es in der Erklärung des American Islamic Congress. Auch der kanadische Rat der Imame schreibt: „Wir sind zutiefst besorgt über die Entscheidung eines iranischen Gerichts, das Eigentum von 27 Baha'i in dem Landwirtschaftsdorf Ivel zu beschlagnahmen." Shaykh Ibrahim Mogra aus Großbritannien forderte Irans obersten Richter, Ebrahim Raisi, ausdrücklich auf, „sich mit dieser Ungerechtigkeit auseinanderzusetzen" und fügte hinzu, dass „der Islam einer Regierung nicht erlaubt, Land von Bürgern zu konfiszieren, nur weil sie einer anderen Religion angehören."
„Zu sehen, dass muslimische Führungspersönlichkeiten auf der ganzen Welt ihren Bahá'í-Freunden im Iran in einer außergewöhnlichen Welle der Unterstützung zu Hilfe kommen, ist ein starkes Signal an die Islamische Republik, dass ihre Glaubensgeschwister auf der ganzen Welt ihre Maßnahmen verurteilen", sagt Jascha Noltenius, Beauftragter für Menschenrechtsfragen der Bahá'í-Gemeinde in Deutschland. „Unterstützungserklärungen von führenden Muslimen für die Bahá'í in Ivel, die dort über 150 Jahren mit ihren muslimischen Nachbarn leben, zeigen, dass die Berufung der iranischen Regierung auf das islamische Recht ein dünner Schleier ist, der ihre Verfolgung der Bahá'í bedeckt", fügt Herr Noltenius hinzu.
Die Beschlagnahmung von Grundstücken der Bahá'í in Ivel begann in den ersten Jahren nach der Islamischen Revolution 1979 im Iran. Im Jahr 2010 wurden die Grundstücke von etwa 50 Bahá'í in Ivel niedergebrannt und planiert, wodurch sie von ihren angestammten Höfen und Häusern vertrieben wurden. Die Bahá'í in Ivel haben in der Vergangenheit wiederholt ihre Rechte eingefordert, Beschwerden bei den Behörden auf allen Ebenen eingereicht und rechtliche Schritte eingeleitet, um ihr Land zurückzufordern -- ohne Erfolg.
„Die Welt schaut zu und ist entsetzt über die eklatanten Ungerechtigkeiten der iranischen Regierung gegenüber der Bahá'í-Gemeinde", sagt Herr Noltenius. „Die Unschuld der Bahá'í ist für die internationale Gemeinschaft offensichtlicher denn je, und der Iran wird für die schwerwiegenden Ungerechtigkeiten, die er der Gemeinschaft der Bahá'í im Iran zugefügt hat, zur Verantwortung gezogen. Die Regierung muss die notwendigen Schritte unternehmen, um den Bahá'í in Ivel nicht nur das Land zurückzugeben, sondern die systematische Verfolgung der Bahá'í im ganzen Land ein für alle Mal zu beenden."
Hier finden Sie eine entsprechende englischsprachige und eine persischsprachige Pressemitteilung der Bahai international Community.
Einen umfangreichen Bericht über die prozessuale Entwicklung und die in den Entscheidungsgründen ersichtlichen religiösen Vorurteile finden Sie hier.
Kontakt:
Jascha Noltenius, Beauftragter für Menschenrechtsfragen:
E-Mail: jascha.noltenius@bahai.de
Tel.: 030/ 28 87 71 83
Mobil: 0157/ 511 91 351