#ItsTheirLand: Beispiellose Reaktion globalisiert Stimme der verfolgten Bahá’í eines iranischen Dorfes
Berlin, 9. März 2021 -- Eine weltweite Kampagne zur Unterstützung der verfolgten Bahá'í im Iran hat eine beispiellose Welle der Solidarität von Vertretern der Vereinten Nationen und der Europäischen Union, Staatsmännern, Regierungsvertretern, religiösen Persönlichkeiten einschließlich muslimischer Führungspersönlichkeiten, Juristen, prominenten Menschenrechtsanwälten, Bauernverbänden, Schauspielern und weiteren prominenten Persönlichkeiten ausgelöst.
Die Unterstützer der Kampagne forderten ein Ende der Verfolgung der Bahá'í im Iran und insbesondere die Rückgabe des angestammten Landes der Bahá'í in Ivel, einem Dorf im Nordiran, das von der iranischen Regierung allein aufgrund der religiösen Überzeugung der Landbesitzer illegal beschlagnahmt wurde. Die Welle der Besorgnis, die in ihrer Vielfalt und geographischen Ausbreitung außergewöhnlich ist, spiegelt einen anhaltenden Aufschrei der internationalen Gemeinschaft über die Menschenrechtsverletzungen wider, unter denen die iranischen Bahá'í seit Jahrzehnten leiden.
„In der vorletzten Woche globalisierten sich die Stimmen der Bahá'í in einem kleinen Dorf im Iran, dank der außergewöhnlichen Unterstützung von Regierungen, Organisationen, prominenten Persönlichkeiten, Gruppen und Tausenden von aufrichtigen Einzelpersonen auf der ganzen Welt", sagt Jascha Noltenius, Beauftragter für Menschenrechtsfragen der Bahá'í-Gemeinde in Deutschland. „Diese außergewöhnliche Unterstützung verurteilt nicht nur die Maßnahmen Irans, sondern zeigt den leidgeprüften Bahá'í im Iran, dass die internationale Gemeinschaft an ihrer Seite steht."
Die Kampagne ist eine Reaktion auf die Entscheidung iranischer Gerichte, Bahá'í-Eigentum in Ivel zu beschlagnahmen, wodurch Dutzende von Familien vertrieben wurden und wirtschaftlich verarmt sind. Die Bahá'í sind die größte nicht-muslimische religiöse Minderheit im Iran und sind seit 42 Jahren das Ziel einer systematischen staatlichen Verfolgung, die von den Vereinten Nationen ausführlich dokumentiert wurde.
Ahmed Shaheed, der UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Glaubensfreiheit, sagte, er solidarisiere sich mit den Bahá'í im Iran,„die systematischer Verfolgung [und] ungeheuerlichen Rechtsverletzungen ausgesetzt sind."
Im Europäischen Parlament fand ein Webinar zur Lage in Ivel statt, an dem Vertreter der Europäischen Union und der ehemalige UN-Sonderberichterstatter Miloon Kothari teilnahmen. Darüber hinaus bezeichnete die Vorsitzende der Delegation des Europäischen Parlaments für die Beziehungen zum Iran, Cornelia Ernst, die Bahá'í als eine „besonders verletzliche Gemeinschaft" und verurteilte die „katastrophale Politik der iranischen Regierung gegenüber den Bahá'í."
Globale Experten für Nahrungsmittelsysteme und Landwirtschaft, darunter Vertreter des UN-Entwicklungsprogramms, der Weltbank, der Rockefeller Foundation, Vertreter aus der Wirtschaft und Akademiker von Universitäten auf der ganzen Welt, unterzeichneten einen offenen Brief, in dem sie die Bahá'í in Ivel als„hart arbeitende, einkommensschwache Landarbeiter beschreiben, die außer ihren Häusern und ihrem Ackerland keine weiteren Vermögenswerte und Möglichkeiten haben, ihren Lebensunterhalt zu verdienen", und äußerten sich „alarmiert" über die Beschlagnahmung ihres Eigentums. Der Aufruf wurde durch eine bewegende Videobotschaft der Solidarität im Namen der bäuerlichen Gemeinschaft in Australien untermauert, in der die iranische Regierung und die Justiz aufgefordert wurden, „das Land und die Besitztümer an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben: die Bahá'í-Landwirte in Ivel".
Die Außenminister Kanadas und Schwedens, Marc Garneau und Ann Linde, gaben jeweils Erklärungen zur Lage in Ivel ab und drückten ihre Besorgnis über die anhaltende Diskriminierung und Beschlagnahmung von Grundstücken aus, die Bahá'í gehören. „Hören Sie auf, Bahá'í-Eigentum im Dorf Ivel zu konfiszieren", erklärte Jos Douma, der niederländische Sonderbeauftragte für Religion und Glauben. „Und -- erkennen Sie endlich die Bahá'í als Religionsgemeinschaft an." Auch der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel, forderte die iranische Regierung auf, „die Bahá'í als religiöse Gemeinschaft anzuerkennen" sowie „ein Ende der Diskriminierung und Verfolgung der Bahá'í." Auch der Antisemetimusbeauftragte der Landesregierung Baden-Württemberg, Dr. Michael Blume, nahm sich der Thematik an: „Das antisemitische Regime Iran verschärft leider derzeit die Verfolgung der -- auch in Deutschland lebendigen Weltreligion -- der Bahai u.a. durch Diskriminierungen, Inhaftierungen und Enteignungen."
Muslimische Führungspersönlichkeiten auf der ganzen Welt schlossen sich ebenfalls der Kampagne an und forderten den Iran auf, „diese Ungerechtigkeit anzugehen" und fügten hinzu: „Der Islam erlaubt es einer Regierung nicht, Bürgern Land zu entziehen, nur weil sie einer anderen Religion folgen." Die Erklärungen aus Indien, den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich, Kanada und Australien kamen, sendeten ein starkes Signal an die iranische Regierung, dass ihre Glaubensgenossen entgegen ihrer Behauptungen ihr Handeln nicht als mit dem islamischen Recht vereinbar ansehen. Der Berliner Imam Osman Örs bemerkte dazu: „Auch wenn sich mehr Stimmen erheben könnten, ist es eine erfreuliche Nachricht, dass muslimische Führungspersönlichkeiten weltweit ihre Solidarität mit den #IvelBahais im #Iran bekunden. Verfolgung, Enteignung und mehr sollten im Iran des 21. Jahrhunderts keinen Platz haben."
Darüber hinaus gaben vierzehn prominente iranische Religionsgelehrte eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie die iranische Regierung „dringend auffordern", „die brutale Beschlagnahmung von Bahá'í-Eigentum im ganzen Land zu beenden" und sich mit der „Verfolgung, Feindseligkeit und Beleidigung" auseinanderzusetzen, unter der die Bahá'í leiden. Ein prominenter Gastbeitrag von Reza Afshari, einem Experten für Menschenrechte im Iran, wurde im Wall Street Journal veröffentlicht.
Christian Solidarity Worldwide, das Raoul Wallenberg Center, der Nationale Kirchenrat Brasiliens, das Legal Resources Centre in Südafrika, die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte sowie die Gesellschaft für bedrohte Völker in Deutschland gehörten zu den vielen religiösen und zivilgesellschaftlichen Gruppen, die sich mit den Bahá'í in Ivel solidarisierten.
Tausende Parlamentarier -- in Deutschland etwa Mitglied des Bundestages -, Menschenrechtsaktivisten, Schauspieler und Bürger schlossen sich einem Twitter-Storm an, indem sie Artikel und Solidaritätsbekundungen zu den Landnahmen in Ivel mit dem Hashtag #ItsTheirLand teilten. So schrieb etwa der Bundestagsabgeordnete Kai Gehring: „Die willkürliche & religiös-begründete Enteignung der #IvelBahais im #Iran ist menschenrechtswidrig! Wir fordern die Rückgabe ihrer Grundstücke: #ItsTheirLand!". In den sozialen Medien erreichten 35.000 Tweets etwa 52 Millionen Menschen auf der ganzen Welt, und in Australien wurde der Hashtag sogar zu einem Trend. Der entsprechende Hashtag war auch im persischsprachigen Twitter ein Trend.
Prominente iranische Akademiker, Autoren, Aktivisten, Schauspieler und Künstler außerhalb des Irans, darunter Masih Alinejad, Max Amini, Nazanin Boniadi, Nina Ansary, Abbas Milani, Sina Valiollah, Omid Djalili, Maziar Bahari, Ladan Boroumand, schlossen sich dem Twitter-Storm ebenso an wie die amerikanischen Schauspieler Rainn Wilson, Justin Baldoni und Eva LaRue und der britische Romanautor und Komiker David Baddiel.
„Diese Bekundung der Unterstützung für die Bahá'í in Ivel zeigt, dass die religiöse Motivation der iranischen Regierung für die Verfolgung der Bahá'í vor der Weltöffentlichkeit bloßgestellt wurde. Die Behandlung der Bahá'í-Gemeinde durch den Iran wird mehr denn je von einem wachsenden Chor von Regierungen, zivilgesellschaftlichen Gruppen und Einzelpersonen verurteilt, nicht nur in der internationalen Gemeinschaft, sondern auch von Iranern selbst", erklärt Herr Noltenius.
„Die Freiheit zu glauben ist ein Grundrecht, das keinem Individuum von einer Regierung genommen werden kann. Die Welt schaut auf den Iran und fordert von der Regierung, die völlig grundlose Verfolgung unschuldiger Bahá'í wegen ihres Glaubens zu beenden."