Sommer der Befähigung zum Dienst am Allgemeinwohl
DEUTSCHLANDWEIT - In diesem Sommer kommen an vielen Orten Deutschlands erneut Gruppen junger Menschen zusammen um sich gemeinsam darüber auszutauschen, wie sie zu zunehmend aktiven Gestaltern ihres jeweiligen Umfelds werden können und dies auch gleich in die Tat umzusetzen. Dadurch soll einer stetig wachsenden Anzahl Jugendlicher die Möglichkeit gegeben werden, die ihnen innewohnenden Potenziale zu entdecken, zu entwickeln und diese zum gesellschaftlichem Zusammenhalt und einem friedlichen Miteinander einzubringen.
Geistige Inhalte stehen im Mittelpunkt der vielerorts stattfindenden Sommercamps. Sie werden anhand eines Studienmaterials, das auf die Ziele und den Entwicklungsstand der Gruppe angepasst ist, gemeinsam erforscht. In Scharbeutz an der Ostseeküste fand nun zum dritten Mal in Folge ein solches Camp statt. Erneut stand ein Motto im Zentrum allen Geschehens:
„Betrachte den Menschen als ein Bergwerk, reich an Edelsteinen von unschätzbarem Wert“, eine Aussage des Stifters der Bahá’i-Religion, Bahá’u’lláh.
Die Teilnehmer wurden täglich angeregt, ihr geistiges Auge für diese geistigen Edelsteine zu schärfen. Denn jeden Morgen zogen sie den Namen einer Person, für die sie bis zum Abend ein kleines Lob-Kärtchen schreiben sollten.
„So trug jeder zum Ziel des Camps bei, sich gegenseitig wirklich gut kennenzulernen und die Talente jedes Einzelnen zu erkennen und zu fördern“, reflektierte Linda, eine Organisatorin des Camps, abschließend.
Eine weitere Gruppe Jugendlicher übte dieses Entdecken und Fördern moralischer Edelsteine wie Gerechtigkeit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft mitten in einer lebendigen Potsdamer Nachbarschaft im Umgang mit Nachbarschaftskindern.
Die angehende Lehrerin Thea war von dem Zitat, das auch Leitgedanke war, sichtlich beeindruckt: „Ich erzähle gerade jedem davon, dass man Kinder als Bergwerke betrachten sollte, die schon Edelsteine in sich tragen. Klar, jeder hat andere Fähigkeiten und Begabungen, aber sie stecken eben schon in den Kindern und müssen nur gesucht, gefördert und zum Vorschein gebracht werden.“
Nachdem sie mit Kindern aus der Nachbarschaft durch Gebet, Gespräche und Spiele gelernt haben, was es bedeutet, jeden Menschen zu respektieren, fügte ihre Freundin Rebekka hinzu: „Ich finde es sehr schön, dass man das Gelernte direkt umsetzen kann“.
„Die aktive Nachbarschaft ist total inspirierend, weil man sieht, wie viel möglich ist. Da wird man richtig animiert, selber auch loszulegen“, ergänzte die Teilnehmerin Katharina, die aus Jena zu Besuch kam.
Auch am Europäischen Haus der Andacht in Hofheim (Taunus) bei Frankfurt am Main fand vom 5.-10. August ein Sommercamp für Jugendliche statt. Jeder Tag begann und endete mit Gebeten im Haus der Andacht. Besonders beeindruckend war die Ausdauer der Teilnehmer. Neben dem Studium ihrer Bücher führten sie tiefgehende Gespräche in der Nachbarschaft, tobten sich kreativ aus und erzählten einander am Abend von ihren neu gewonnenen Einsichten in einer “Blitzlicht“-Reflexion.
„Wir waren durch diesen besonderen Ort und das gemeinsame Handeln sehr eng miteinander verbunden und haben viel voneinander gelernt. Vor allem darüber, wie wir ein Vorbild für jüngere Jugendliche sein können. Dazu startet ein Teilnehmer jetzt auch eine wöchentliche Gruppe“, berichtete die Koordinatorin Nadine voller Freude.
Über dieses Gefühl der Verbundenheit berichtete auch Linda vom Sommercamp in Scharbeutz: „Wir hatten ein starkes Gefühl der Einheit und es fühlte sich sehr familiär an, weil ein Kern an Teilnehmern und Betreuern schon seit drei Jahren dabei ist und die neuen Freunde sehr liebevoll aufgenommen werden. Viele der Jüngeren freuen sich sehr darauf, selbst Verantwortung zu übernehmen und fragen ständig, wann sie selbst eine Gruppe leiten oder in einem Prozess der Ausbildung und des Trainings in der Praxis die Fähigkeiten dazu entwickeln können.“
Diese Art von Umfeldern, die geschaffen werden, sind ein Merkmal, das viele der Beteiligten im Bundesgebiet immer wieder beobachten, anmerken und als wesentlich erachten für die Entwicklung der eigenen Talente und Fähigkeiten, aber auch die einer Gruppe an sich:
„So individuell wie jeder der Freunde ist, so einfallsreich waren sie auch, sich gegenseitig zu unterstützen - auf geduldige, liebende und unvoreingenommene Art und Weise“, so betrachtete Jonathan, einer der Leiter eines Jugendcamps in Nordrhein-Westfalen, der seit vielen Jahren selbst Teilnehmer war, diese nun erstmals aus einer Perspektive der Verantwortung für eine Gruppe Jüngerer heraus.
Es war eine Quelle der Freude für ihn Teil dieses kreativen Lernprozesses zu sein: „Vielfältige Fähigkeiten wurden in den täglichen Workshops im Bereich Theater, Kunst, Musik und Poetry Slam gestärkt. Inspiriert von Zitaten und Geschichten wurden durch diese Ausdrucksformen bedeutungsvolle Botschaften vermittelt. Gemeinsam eingeübte Lieder mit einprägsamen Melodien und Botschaften prägten den Bunten Abend zum Abschluss des Camps, an dem einige Eltern zu Besuch kamen.“
Ein weiteres Highlight beim Sommercamp in Nordrhein-Westfalen war der von der Journalistin Isabel Schayani angebotene Rhetorik-Workshop, in dem kreatives Schreiben und Vortragen professionell eingeübt wurde. Jonathan dazu: „Teils über den eigenen Schatten gesprungen, kamen erstaunlich berührende und tiefsinnige Beiträge zustande.“
Auch eine Journalistin der Katholischen Nachrichtenagentur, Nadine Vogelsberg besuchte das Camp - der Artikel ist bereits vom Domradio veröffentlicht worden.
Zum Umfeld am Ostseestrand in Scharbeutz erklärt Linda begeistert: „Das besondere an der Umgebung ist, dass man sehr stark mit der Natur verbunden ist und dies auch für die täglichen Sport- und Freizeitangebote nutzen kann. Bei einem Ausflug in einen Kletterpark konnten die Teilnehmer ihre Freundschaften stärken und viele geistige Eigenschaften, wie Mut, Zusammenarbeit und Vertrauen entwickeln.“
Dies waren nur einige Beispiele der an vielen Orten stattfindenden Lernprozesse, durch die Jugendliche darin bestärkt werden, sich in ihrem jeweiligen Umfeld für Einheit und geistig-moralische Bildung einzusetzen.