Klimawandel – eine Herausforderung auch an die Religionen! - Erklärung des Runden Tisches der Religionen in Deutschland zum „Tag der Religionen in Potsdam“ am 25. Oktober 2022
DEUTSCHLANDWEIT - Am 25. Oktober 2022 tagte der „Runde Tisch der Religionen in Deutschland“ in der Landeshauptstadt Potsdam und damit erstmals in einem der neuen Bundesländer. Zu diesem „Tag der Religionen“ tauschten sich die Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften zur Rolle von Religion für den Klimaschutz aus. Einen anregenden Impuls zur öffentlichen Abendveranstaltung bot der Fachvortrag von Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung.
Hierzu Ingo Hofmann aus der Potsdamer Bahá‘í-Gemeinde: „Der 25. Oktober war auch der Abschluss und Höhepunkt vorangestellter Aktionswochen seit August diesen Jahres mit 10 weiteren Ereignissen, die alle unter dem Motto „Potsdam.Klima.Zukunft“ standen – von umweltgerechter Ernährung bis zu einem Kirchenkonzert „Klimaklänge“ der Potsdamer MitMachMusik, die sich der Integration Jugendlicher mit Fluchthintergrund zuwendet. Die lokale Initiative und detaillierte Vorbereitung lag ganz in den Händen von Akteuren aus der Bahá‘í-Gemeinde, dem evangelischen Kirchenkreis, der katholischen Kirche, der jüdischen Gemeinde und dem Netzwerk „Anders als du glaubst“. Potsdam war hierfür eine gute Wahl als Hauptstadt Brandenburgs, das bereits jetzt schwer unter dem Klimawandel leidet; aber auch als „Hauptstadt der Klimafolgenforschung“ und nicht zuletzt als Stadt mit langer Tradition in Toleranz. Für uns war es eine gute Gelegenheit, interreligiöse Zusammenarbeit zu stärken und Brücken bauen.“
Der Runde Tisch der Religionen gab anschließend folgende Erklärung ab:
Erklärung des Runden Tisches der Religionen in Deutschland zum „Tag der Religionen in Potsdam“ am 25. Oktober 2022
„Die aktuelle Weltlage lässt keinen Zweifel mehr daran, dass die Beherrschung des Klimawandels eine der größten Herausforderungen der gegenwärtigen Menschheit ist. Während längst Einvernehmen darüber besteht, dass nur gemeinsame, weltweite Anstrengungen eine drohende Klimakatastrophe abwenden können, treibt die derzeitige geopolitische Entwicklung Spaltungstendenzen und Vertrauensverlust voran und lässt schwere Rückschläge in den bisherigen Bemühungen um die erforderliche Kontrolle der Klimaerwärmung befürchten. Die in zwei Wochen erwartete Klimakonferenz in Sharm El Sheikh (COP27, 6.-18. Nov. 2022) findet unter schwierigen Bedingungen statt. Dabei ist ein entschiedenes Handeln der Weltgemeinschaft gegen die globale Erderwärmung notwendiger denn je.
Wir, der „Runde Tisch der Religionen in Deutschland“, erkennen die gewaltige ethisch-moralische Verantwortung, die besonders auch die Religionen dieser Welt fordert. Wir wissen uns dabei auch mit den Teilnehmenden des Friedenstreffens der Weltreligionen verbunden, das heute in Rom zu Ende geht. Jeder Einzelne, gleich welchen Glaubens oder welcher Weltanschauung, ist gefordert, besonders aber die Verantwortungsträger. Wie kann es uns sonst gelingen, eine Zukunft in Gerechtigkeit und – nach dem gemeinsamen Verständnis aller Religionen – im Einklang mit der Natur und Mitwelt zu bauen, die uns je nach Glaubensrichtung anvertraut wurde oder für die wir mitverantwortlich sind? Wie können wir diese Welt für die nach uns kommenden Generationen erhalten, wenn wir die Klimakrise nicht als gemeinsame drängende Aufgabe der ganzen Menschheit und für deren Fortbestehen begreifen?
Unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Mike Schubert und im Zusammenwirken mit den lokalen interreligiösen Initiativen konnte der diesjährige „Tag der Religionen“ in Potsdam stattfinden, dem Sitz international beachteter Klimainstitutionen. Für die Abschlussveranstaltung im Potsdam-Museum konnte Prof. Dr. Ottmar Edenhofer (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) gewonnen werden, um die Folgen des Klimawandels und Strategien zu seiner Begrenzung sowie die Verantwortung der Religionen in der Postmoderne in den Blick zu nehmen. Als Religionsgemeinschaften in Deutschland sind wir bereit, unseren Beitrag zur Überwindung der Klimakrise zu leisten. Gleichzeitig begrüßen wir die vielfältigen lokalen Initiativen, die unter dem Motto „Potsdam.Klima.Zukunft“ bereits seit August ein in der Stadtgesellschaft sichtbares Zeichen gesetzt haben."